Maerchenkosmos Reise 2 Oben

Die 2. Reise

Die Karavane zieht weiter in die Mongolei

Die Mongolen lebten meist als einfaches Nomadenvolk. Sie zogen mit ihren Tieren durch das Land auf der Suche nach Nahrung. Auf diesen Wegen begegneten ihnen unzählige Gefahren: Stammes­kriege, das Klima und die wilde Natur. Von den frühen Erzählungen der Mongolen ist nur wenig erhalten, da die Märchen auch hier mündlich überliefert wurden. Viele mongolische Märchen erzählen von Tieren, über deren Begegnung mit den Menschen und anderen Lebewesen, wie Verstorbenen oder bösen Geistern. Die mongolischen Tiermärchen sind mit die schönsten, witzigsten und klügsten Märchen. Sie handeln von Murmeltieren, Wölfen, Bären, Gazellen, Schneetigern, klugen Ziegen, Wildpferden und vielen anderen. Aber das Pferd war und ist für den Mongolen eines seiner wichtigsten Tiere. Heißt es doch: „Ein Mongole ohne Pferd ist wie ein Vogel ohne Flügel.“

 

Es gibt Märchen, die von übermütigen Jünglingen erzählen, die die Natur oder wilde Tiere bezwingen müssen, die der Dürre entkommen, Hunger leiden, daran reifen und, oft auch durch die Hilfe der Tiere, immer einen Weg hinaus in ihr Glück finden. Sie erzählen von mutigen Kriegern, Bogenschützen, schlitzohrigen Lamas, diebischem Gesindel und Faulpelzen. Wie in anderen Kulturen geht es auch in mongolischen Märchen um Gier, Verrat, Kummer, Leid, Gerechtigkeit, Liebe, Gehorsam, Klugheit, List und Weisheit.

Reise 2 Mongolei 1+

Durch den Norden der Mongolei ziehen sich riesige Flüsse, die in den Baikalsee münden. Dieser ist mit 1642 Metern der tiefste und mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Erde.

Im Süden: die Wüste Gobi. Im Nordwesten erheben sich die Gipfel des Altai Gebirges. Mehr als 4000 Meter hoch. Und im Osten erstreckt sich der ewig blaue Himmel und die endlose Weite der Grassteppen.

Dschingis Khan

Von den frühen Erzählungen der Mongolen ist nur wenig erhalten, da die Märchen auch hier mündlich überliefert wurden.

Im 13. Jahrhundert einte Dschingis Khan ca. 1162- ca. 1227 die Stämme zu einem mongolischen Volk mit einer gemeinsamen Sprache. Er forderte absolute Treue und Unterwerfung und versprach seinen Untertanen dafür im Gegenzug Schutz und reiche Beute aus den kommenden Eroberungen. Er erschuf eines der größten, je existierenden Reiche. Von den Toren Europas über Russland, China, bis zum Bosporus herrschte er. Doch in den Geschichten, die erhalten blieben, wurde eher von anderen Völkern über die Mongolen berichtet, als dass sie selbst von sich erzählten. Oft wurden sie als wilde Reiterhorde beschrieben, die wie aus dem Nichts kamen, zerstörten, raubten, plünderten und immer mehr Völker unterwarfen.

Reise 2 Mongolei 2+

Alte Mythen und Traditionen

Zur Zeit Dschingis Khans war in der Mongolei noch die Tradition des Tengrismus verbreitet, der Schamanismus der Turkvölker, zu denen auch die Mongolen zählen.

Im Tengrismus besteht der Sinn des Lebens für einen Menschen darin, mit „allem, was unter dem Himmel ist“, also mit seiner Umwelt, im Einklang zu leben. Der Mensch steht in der Mitte der Welten. Er ist geborgen zwischen dem „ewigen blauen Himmel“ und der Mutter Erde, die ihn stützt und ernährt, und einem Herrscher, der als „Sohn des Himmels“ gilt. Mit einer ausgeglichenen Lebensweise hält der Mensch seine Welt im Gleichgewicht und dann strahlt seine persönliche Kraft, sein Windpferd, nach außen. Der Kosmos, die Naturgeister und die Ahnen sorgen dafür, dass es dem Menschen an nichts fehlt und sie beschützen ihn.

Der Schamane ist der Mittler zwischen den Welten. Er kann durch das Erklimmen des „Weltenbaumes“ oder im Flug die Ebenen der Oberwelt erreichen. Er kann in den „Fluss der Seelen“ eintauchen und darin mit der Strömung bis zum Eingang der Unterwelt schwimmen, der im Norden liegt.

Gerade in nomadischen Gemeinschaften tragen die Schamanen als Erzähler das Gedächtnis ihres Volkes weiter und gestalten die umgebende Wirklichkeit magisch-poetisch aus.

vMit Dschingis Kahn, der allen Religionen gegenüber offen war, verbreitete sich der Buddhismus immer mehr in der Mongolei und tritt mit ein in die Welt der mongolischen Märchen. Ab dem 13. Jahrhundert wurden Texte und Erzählungen der Mongolen von Mönchen aufgeschrieben und sind so für uns erhalten geblieben.

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Russlands Märchen

Neben dem russischen Heldenlied spielt in den Vorträgen der dörflichen Erzähler das Märchen die wichtigste Rolle. Im Gegensatz zum Heldenliede, dessen Tradition sich nur noch in den nordöstlichen Gouvernements lebendig erhalten hat, erfreut sich das Märchen überall in dem weiten Reich sowohl bei Kindern wie Erwachsenen größter Beliebtheit. Auch von diesem Produkt der Volkspoesie geht ein starker Zauber des Geheimnisvollen aus, und um ihn ganz zu erfassen und würdigen zu können, sollten wir einen Blick auf die Art der Überlieferung des russischen Märchens werfen.

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In Russland beginnt die Geschichte des Märchens nicht mit seinen Stoffen, sondern, mit seinen Verbreitern, den Erzählern.

Im 11. Jahrhundert hatte das Verbot der Kirche, Fabeln zu erzählen, nicht den gewünschten Erfolg, denn die Leidenschaft für Märchen ist stets zu groß gewesen, um sie auszurotten zu können. So wird aus dem 12. Jahrhundert von einem reichen Manne berichtet, der sich vor dem Einschlafen von seinen Dienern die Füße kitzeln und sich dazu Fabeln erzählen ließ.

Es waren die mittelalterlichen Spielleute, die neben ihrer sonstigen Tätigkeit als Musikanten, Sänger und Spaßmacher auch Märchen erzählten und sie so am Leben erhielten.

Die russischen Märchen sind geprägt von immer wiederkehrenden Schlussversen. Dies deutet darauf hin, dass es auch einen berufsmäßigen Stand von Erzählern gab, der die Märchen in eine Form goss, deren Sprache im Wesentlichen bis auf den heutigen Tag die gleiche geblieben ist. Es waren besonders begabte Persönlichkeiten, die den sogenannten Zeremonial-Stil, also die formelhaften Wendungen, beherrschten, und mit ihrem Schatz an guten Märchen die Dorfgenossen in den arbeitsfreien Stunden unterhielten. Häufig waren es Personen, die weit im Land herumkamen, wie die wandernden Handwerker und Bettler, vielfach auch Fischer und Seeleute.

Wie überall wurden die Märchen und Lieder mündlich übertragen und erst ab dem 18. Jahrhundert begann man das Märchen aufzuzeichnen. Ab Mitte des 19. Jhd. erschienen die ersten Märchensammlungen.

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